Outeniqua

Das war heute etwas nach meinem Geschmack, eine richtig tolle Route durch die Berge, weg von der überlaufenen Garden Route! Habe ich mir selber ausgesucht, war im Reiseführer nur mit einem Halbsatz erwähnt, war aber ein Volltreffer. Die Bilder erzählen einiges davon. Es war eine 77 km lange Strecke, fast ausschließlich graveled road, also Schotterstraße, befestigt, aber nicht asphaltiert. 70 km rough road sind eine Menge, ich habe dafür dann mal 3 Stunden veranschlagt - kam hin.

Zunächst ging es durch den wunderschönen grünen Diepwallet Forest, auch ein Naturschutzgebiet mit ausgeschilderten Wandermöglichkeiten, vor allem aber mit dem "Big Tree" namens King Edward VII Tree - hat doch was. Es ist einer der hier kaum mehr vorhandenen alten Yellowwood-Bäume, man schätzt ihn über 600 Jahre alt, die einst die Küstenregion beherrschten. Haben die Holländer alles abgeholzt für den Schiffbau, die Briten wahrscheinlich den Rest. Was heute an der Küste als (National-) Parks ausgewiesen ist, sind nur noch winzig kleine Reste, ein paar Flecken auf der Landkarte, die noch die ursprüngliche Vegetation zeigen. Ich behaupte mal, es gibt in Deutschland größere Flächen mit ursprünglicher Bewaldung als hier in Südafrika oder speziell an der Garden Coast. Weil es überhaupt noch etwas gibt, wird es so gerühmt, naja. Also der Forest war schon sehr schön, aber immer auch durchsetzt mit Pine Plantations. Die Holz-LKWs haben die Straße ganz schön zerfahren, es gab also jede Menge Potholes, mit Wasser gefüllt, damit man nicht gleich sehen konnte, wie tief die sind...



Das Fahren war anspruchsvoll und interessant. Mir begegneten kaum Autos, nur die Plantagen-Arbeiter. Nach einiger Zeit gar niemand mehr, denn dann kam ich in das Gebiet, wo hier (wusste ich vorher nicht) vor ein paar Wochen ein riesiges Flächenfeuer von den Ausmaßen der Brände in Kalifornien gewütet hat. Nur dass es hier kaum Siedlungen gibt, dafür ist ein großer Teil der Holzplantagen vernichtet. Na gut, Monokulturen. An den Laubbäumen des Diepwallet sind die Brände vorübergegangen. Man fuhr also über mehrere Bergsattel und durch Täler, die völlig verbrannt waren, es roch noch nach Brand und Asche, kein schöner Anblick.

Aber endlich war diese üble Passage (auch eine sehr üble Straße) überwunden, und dann ging es Richtung Prince Alfred's Pass, und das war nun landschaftlich ein voller Genuss. Alles, was ich bisher hier in der Kapregion vermisst habe, gibt es hier: Wald, blühende Büsche, überhaupt viele Blütenpflanzen, herrliche Einsamkeit, eine schmale, wirklich malerische Straße durchs Gebirge, auf der mir über 30 km hin 2 Autos begegneten. Es duftet nach Fynbos (Heidearten),  immer wieder herrliche Ausblicke, einfach nur schön. Dazu eine bleibend anspruchsvolle grobe Straße, das Fahren aber mittlerweile für mich das reine Vergnügen: Mein Corolla Quest packt alles.



An einem kleinen Café im Tal an einer der wenigen Wegkreuzungen (also kommen hier doch noch ab und zu Touristen durch!) machte ich kurz Rast und bekam einen tollen Tipp für meinen weiteren Weg nach Oudtshoorn, auf den wäre ich nie gekommen, weil er in meinen Informationen nirgendwo erwähnt war. Die vorgeschlagene und nun gut asphaltierte Straße führt nämlich in einem Bogen an die Großen Swartberge heran und folgt ihnen parallel. Eine herrliche Strecke, eine wilde Landschaft, die schon die Kleine Karoo ist: Halbwüste, eine aride Region, wo es nur im Tal etwas Landwirtschaft gibt, in sehr bescheidenem Umfang. Mehr Wasser ist nicht vorhanden. Dort begegneten mir auch die ersten freilaufenden Strauße, - freilaufend meint: in großen abgezäunten Gebieten, die sie wie Rinder durchkämmen auf der Suche nach Nahrung. Straußen-Farmen, wie hier eine am feinen Guesthouse ist, halten die "Ostrichs" in recht kleinen Gehegen, wo sie gefüttert werden bis zur Schlachtung. Das sieht weniger schön aus - und stinkt auch recht intensiv. Übermorgen werde ich hier eine kleine Führung mitmachen.



Morgen habe ich dafür keine Zeit, denn dann geht es richtig in die Swartberge und zu den Cangoo Caves. - Ach, tat das heute gut, schöne Landschaft, interessante Gebiete ohne Massentourismus zu sehen  und eine reizvolle Strecke zu haben. So könnte mir Südafrika gefallen!

Viele neue Fotos im Webalbum.

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