Port St. John's

Wild Coast, da bin ich! Das ist wirklich etwas ganz anderes als das schicke und touristische Ballito! Gefällt mir auf Anhieb. Aber der Reihe nach.

Morgens hat es zwar nicht mehr geregnet, war aber trübe. Je weiter ich nach Süden kam, umso trüber, kälter und nebeliger wurde es. Der Streckenverlauf ging nur anfangs die Küste entlang, später in das etwas bergige Küstenvorland, mit schlechter Straße, teilweise dichtem Nebel und völlig reizloser Landschaft, als man wieder etwas mehr sehen konnte. Also schlicht sehr öde und langweilig, die 400 km und knapp 6 Stunden Fahrt. Einerseits. So lange brauchte die Zuckelei durch all die kleinen Ortschaften, denn die Autobahn hörte schon 100 km südlich von Durban auf. Die Gegend ist sehr zersiedelt, es gibt Vieh auf den offenen Weiden (Zäune kennt man kaum) und an und auf der Straße, dazu immer wieder Bumper, eingebaute Bodenwellen auf der Straße, die zum rigorosen Abbremsen zwingen. In den beiden größeren Dörfern, durch die ich kam, war der Bär los vor den jeweiligen Geschäften und Einkaufszentren. Daran schließt sich immer auch ein lokaler Markt an, also kleine Stände an der Straße aufgereiht, wo jeder an Früchten oder Nahrungsmitteln überhaupt anbietet, was er hat. Mir ist allerdings schleierhaft, wo das herkommt, denn große Felder oder Gärten gibt es dort nicht. Irgendwie auf dem Niveau von Selbstversorgern mit Verkauf des kleinen Überschusses. War sehr bunt und interessant zu sehen (teilweise ging es im Schritttempo zwischen den Ständen, Autos, Käufern und Verkäufern durch, wo man höllisch aufpassen musste. Fotografieren war beim Fahren nicht möglich, und anzuhalten wusste ich auch nirgendwo, ohne im Getümmel unterzugehen. Irgendwie durchkommen ist die Devise. Das ist also ein ganz anderes, einfaches Afrika, wie ich es so in den bisherigen Tourismusgebieten noch nicht zu sehen bekommen habe. Also doch interessant gewesen, andererseits.



Der Ort Port St. John's, ursprünglich ein kleiner Fischerort, hat sich zu einem kleinen Paradies für Aussteiger und alternativem Tourismus entwickelt, wirkt aber absolut ursprünglich, und im kleinen Ortszentrum gibt es dasselbe Getümmel und Gewimmel, wie ich es bei der Durchfahrt in den anderen Orten gesehen hatte. Alles ganz entspannt, aber doch von der Lebensweise total anders, als wir es in Europa kennen. Manchmal wurde ich an Indiodörfer und ihre Märkte in den Anden erinnert. Dabei ist hier nichts rückständig: TV-Schüsseln an jedem Haus, oft mehrere, natürlich Mobilfunk mit schnellem Internet, mindestens G3 war immer. Hier in dem Nest St. John's habe ich wunderbares G4. Das Hotel WiFi gibt es auch noch ganz flott. Autos, vor allem asiatische Pickups, beherrschen das ländliche Straßenbild vollständig. Es sind die modernen Arbeitstiere.

Übrigens fiel mir bei der erneuten Vorbei- und Durchfahrt durch Durban auf, dass es dort offenbar auch einen schwarzen Stand der Aufsteiger gibt. Durban ist Autostadt, die meisten großen Autofirmen produzieren hier für den südafrikanischen Markt. Da wird offenbar recht gut verdient. Viele neue dicke Autos wurden dort von Schwarzen gefahren, und zwar nicht als Chauffeur. 100 km weg von Durban war davon nichts mehr zu spüren und zu sehen.



Jetzt bin ich also in einem sehr angenehmen und naturnahen Resort dicht bei Port St. John's für 2 Nächte, sitze auf meiner Terrasse direkt am Fluss, der hier tief in ein Gebirge eingeschnitten mündet, davon dann morgen mehr, hoffentlich auch wieder mit schöneren Fotos bei noch schönerem Wetter. Heute nur ein paar Eindrücke mit der Handy-Cam im Webalbum.

Also der Auftakt an der Wild Coast ist schon  mal sehr gelungen - mit fantastischem Fischgericht (Seehecht) im urigen Restaurant im nahen Ort. Touristen gibt es hier noch ganz wenige auch nicht im Resort, schon gar nicht Weiße: Es ist kein Wochenende, und es ist noch nicht Saison. Die fängt erst Mitte Dezember an - mit den Schulferien.

Hier geht es zum Webalbum
 https://photos.app.goo.gl/cNwzNFx82cYR4D7RA.

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